Le simbèu

 

In einem früheren Artikel hatte ich bereits über die „Course Camarguaise“ berichtet, jene besondere Art des Stierkampfes, wie er in der Camargue gelebt wird, und bei welcher der Stier nicht, wie bei der spanischen Corrida sein Leben lassen muß, sondern er der eigentliche Star in der Arena ist.

Da ich, und ganz besonders meine Tochter, die Course sehr mögen, möchte ich gerne ein wenig mehr Kenntnis darüber vermitteln, und berichte daher heute über einen besonderen Protagonisten in diesem Spiel, den „Simbèu“, der im Gegensatz zu den sich in der Arena schlagenden Cocardiers, eher im Hintergrund agiert. Trotzdem sollte man seine Bedeutung keinesfalls unterschätzen, denn dieser mit einer Glocke um den Hals ausgestattete Stier hat verschiedene wichtige Funktionen und erleichtert die Arbeit mit den Stieren oftmals sehr, sowohl in der Arena, als auch bei den Herden draußen in den Sümpfen der Camargue.
In der Arena ist es seine Aufgabe, nach dem Ende eines Durchganges, allzu kampfeslustige Stiere aus der Arena zu geleiten. Regelmäßig kommt es nämlich vor, daß es der Kämpfer am Ende der üblichen Viertelstunde vorzieht, in der Arena zu bleiben und nach weiteren Gegnern Ausschau zu halten. Dann läßt der Manadier, der Besitzer der Herde, den Simbèu in die Arena, um dem kämpfenden Kollegen den Weg in den Pferch zu weisen.
In der Herde, ist der Simbèu üblicherweise der Leitbulle, der auch hier dafür zuständig ist, den Weg zu zeigen, auf dem sich die Herde durch die Sümpfe bewegt, und auch beim Zusammentreiben der Herde, dem „trie“, ist er eine Hilfe, denn die „gardiens“, die Hüter der Stiere, treiben ihn meist an erster Stelle, und der Rest der Herde folgt. Und auch, wenn die Herde bereits zusammengetrieben und im Pferch angekommen ist, ist er hilfreich, indem er allein durch seine Anwesenheit die Tiere beruhigt.
Wie wird ein Stier nun zum „Simbèu“? Normalerweise wird jeder Stier in der Arena als Kämpfer ausprobiert, und wenn er seine Sache dort gut macht, dann wird er eben nicht zum Glockenträger… Diejenigen, deren Kampfeseifer nicht ganz so ausgeprägt ist, beginnen nun mitunter eine andere Laufbahn. Um einen geeigneten Stier als Helfer zu finden, beobachtet der „manadier“ seine Tiere sehr genau: wer ist der Erste, der das Tor zum Pferch passiert, wer bleibt am ruhigsten, wenn die Stiere zusammengetrieben werden? Meist sind es gerade die intelligenteren ihrer Art, die zum „Simbèu“ werden, denn sie sollten schon irgendwie begreifen, was man von ihnen erwartet…

           

Trotzdem gibt es natürlich auch welche, die zwar draußen bei der Herde einen guten Job machen, aber in der Arena dann mit ihrer eigenen Ambivalenz dem Kämferleben gegenüber zu tun haben. So ist es uns in diesem Jahr vergönnt gewesen, eine Course Camarguaise zu erleben, in deren Verlauf am Ende eines Durchganges sage und schreibe fünf „Simbèu“ in die Arena geschickt wurden, um den Kämpfer zum Verlassen derselben zu bewegen…bis auf den letzten von ihnen entschieden sich alle dafür, sich mit dem „Cocardier“ zu verbünden, und zu gucken, ob es nicht noch möglich wäre, den einen oder anderen raseteur aufzupießen…

Wer sich weiter über diese Form des Stierkampfes informieren möchte, ist eingeladen, hier nachzulesen, was es mit der course camarguaise auf sich hat.

Zum Schluß noch einige Bilder, die an jenem denkwürdigen Tag entstanden, an dem vier simbéu nötig waren, um den Cocardier aus der Arena zu holen:

Der ist reichlich sauer…

Wie geht’s weiter?

…ah ja, mit Flugübungen des raseteur…

Die sind immer verdammt nah d’ran…

Le crochet. Damit versuchen die raseteurs, dem Stier die Trophäen abzunehmen.

Fünf Stiere zugleich in der Arena!

…aber immerhin stimmt jetzt die Richtung…

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Weitere Fotostrecken finden Sie im Inhaltsverzeichnis

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Ich würden mich freuen, wenn Sie das Wort Camargue auf Ihrer Seite mit http://www.camargue-photos.de verlinken.

4 Comments

  1. roger
    18. August 2007

    Bonjour

    hab ich es mir doch gedacht, dass Sie an der gleichen Course waren. Sehr zu empfehlen ist auch St. Laurent d’Aigouze, die Course dort hat einfach mehr „âme“ wie die Einheimischen meinen. Vorallem die „beignets“ sind umwerfend – danach essen Sie keine andern mehr. Fahre morgen wieder hinunter. Leider kommen meine Fotos an Ihre noch lange nicht heran. Doch das „Fête de la Saint Louis“ lasse ich mich nicht entgehen, diese Farbenpracht.

    Freundliche Grüsse aus der Schweiz
    Roger Schüpfer

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  2. andreas
    20. August 2007

    Hallo Roger,
    und herzlichen Dank für das Kompliment zu meinen Bildern. Den Tip mit St. Laurent d’Aigouze werde ich beherzigen, habe ich auch schon von einigen Ortsansässigen dort gehört.
    Viel Spaß dort unten, ich beneide Sie um Ihren kurzen Anfahrtsweg…

    Andreas Lettow

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  3. Esther
    22. Oktober 2007

    Oh ja, Saint Laurent d’Aigouze kann ich sehr empfehlen. Man sagt von dem Ort, es ist der Hauptort der Stiermenschen, das hat schon seinen Grund. Ich liebe den Ort. Liebe Grüsse von Esther

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  4. Toni
    27. April 2014

    ja st Laurent d´Aigouze ist echt cool (Eigenlob ;)) ich komme von da bzw. lebe da immer noch. Es ist einfach cool da.

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